Mit dem Gedanken, irgendwann bei einem Triathlon an der Start zu gehen, hatte ich schon länger gespielt. Ungefähr seit dem Sommerurlaub 2011 in Schweden, damals hatte ich mit dem Schwimmtraining begonnen und war mehrmals 1.500 m in der Ostsee geschwommen. Laufen und Radfahren stellten für mich gar kein Problem dar, darin war ich ja seit Jahren trainiert. Aber zu dem finalen Entschluss einer Teilnahme verbunden mit der offiziellen Anmeldung bei einer Veranstaltung konnte ich mich lange nicht durchringen. Den gesamten Winter durch stand eigentlich nur Laufen auf dem Trainingsprogramm (über 900 Lauf-km von November bis März), aber es gab auch zwei Schwimmeinheiten in der Halle über
2.000 und
3.000 m.
Den letztendlichen Entschluss, das Vorhaben Triathlon nun auch endgültig in die Tat umzusetzen, gab es beim langen
Lauf am Ostersonntag mit Alex und Andreas. Der
Berlin-Triathlon Anfang Juni über die olympische Distanz sollte es werden. Diesen kannte ich bereits als Zuschauer vom letzten Jahr als ich Alex angefeuert hatte und auch die Strecke im und am Treptower Park ist bekanntlich meine Haustrainingsstrecke.
Verspätete Vorbereitung
Eine wirkliche Vorbereitung auf meinen ersten Triathlon habe ich aber nach der Anmeldung nicht wirklich betrieben. Der April war voll mit Laufwettkämpfen wie
Berliner Halbmarathon,
BIG25 und weiteren Wettkämpfen zum
Berliner Läufer-Cup, so dass es kaum Zeit gab, sich mit einer Triathlon Vorbereitung zu befassen. Außerdem war ich mir durch meine absolvierten Schwimmeinheiten der Sache ziemlich sicher, Laufen und Radfahren stellten sowieso kein Problem für mich dar. Aber es sollte anders kommen.
Milosz hatte mich kurzfristig zum
Hechtsprung am Vatertag eingeladen, da ihm eine Schwimmerin erkrankt war. Der Hechtsprung ist eine 5km-Schwimmstaffel im Glienicker See. Das war der entschiedene Tritt in den Hintern, sich mit der ersten Triathlon Teilnahme nun doch ernster zu befassen. Das Schwimmen im kalten Freiwasser zum ersten Mal im Neo ging nämlich vollständig in die Hose bzw. endete im Rettungsboot der DLRG. Nochmals Danke Milosz, weitere Details kann man
hier nachlesen.
Nun hieß es, eine Lösung für die Disziplin Schwimmen zu finden und von einem signifikanten Anstieg der Wassertemperaturen in nur 2 1/2 Wochen war nicht auszugehen. Ich
testete verschiedene Varianten von Schwimmstilen mit und ohne Neo und kam schließlich zu dem Entschluss, das Brustschwimmen ohne Neo die für mich kraftschonenste und schnellste Alternative darstellte. Es folgten zwei weitere Freiwasser-Schwimmeinheiten über 2.000 m ohne Neo, um auch sicher zu gehen, dass die Muskulatur bei 18°C Wassertemperatur nicht zu sehr auskühlte.
Radfahren wurde ab April auch intensiviert, aber
Trainingsfahrten (ohne Windschatten) mit Ø Geschwindigkeiten von über 33 km/h sowie die Zweitagestour Berlin-Gorzow-Berlin über 340 km zeigten mir, dass ich mir über diese Disziplin keine Sorgen machen musste.
Die gesamte Woche vor dem Triathlon schaute ich täglich auf die Wettervorhersage für Sonntag. Die gesamte Woche über war es recht kühl aber zum Sonntag sollten die Temperaturen wieder auf 17°C steigen und Regen war auch nicht zu erwarten. Ich hätte mir zwar lieber wärmere Temperaturen gewünscht aber immerhin sollte es der wärmste Tag der Woche werden. Diese Vorhersage stimmte aber nur bis Samstag Abend, Sonntag früh begrüßten mich frostige 10°C und mehr als 14°C sollten es am Wettkampftag auch nicht mehr werden. Alle für den Wettkampf notwendigen Kleidungsstücke und etwas Verpflegung hatte ich bereits am Samstag zusammen gesucht und mich mehrmals vergewissert, dass ich auch ja nicht vergessen habe.
Ich machte mich mit dem Rad auf den Weg in den Treptower Park und kaum angekommen wurde ich bereits von dem Sprecher mit der aufmunternden Ansage begrüßt, dass das Wasser immerhin wärmer sei als die Luft ;-) Zuerst wurden die Kinder auf die Strecke geschickt und ihr Wettkampf wurde wegen der kalten Wasser- und Lufttemperaturen kurzer Hand in einen Duathlon umgewidmet. Und mir kam gleich der Gedanke in den Kopf, na hoffentlich sprechen die hier nicht eine Neopflicht aus, der lag nämlich zu Hause. Aber ein beruhigender Blick ins Starterfeld während der Wettkampfeinweisung zeigte mir, dass ich nicht der einzige Nicht-Neo-Schwimmer sein werde.
Schwimmen - oder Überleben in der brodelnden Spree
Beim Gang zur Einstiegsstelle sortierte ich mich ganz hinten ein, ich wollte schließlich so kurz wie möglich im kalten Wasser stehend auf den Start warten. Ich hatte mir extra noch einen alten Pullover mitgenommen, den ich einfach irgendwo hätte hinwerfen können. Aber Milosz und Steffi begleiteten mich zur Einstiegsstelle und nahmen die letzten wärmenden Fasern kurz vor meinem Abstieg in die 17°C kalten Fluten entgegen.
Ich sortierte mich im hinteren Teil ein und begann das Rennen nicht zu übermotiviert wie noch beim Hechtsprung. Die ersten 300 m waren aber trotzdem recht schwierig, der Körper musste sich wohl erst einmal an das kalte Wasser gewöhnen und das aufgewühlte Wasser machte die Sache auch nicht einfacher. Ich hatte den Eindruck, nicht genug Luft zu bekommen und hielt den Kopf erst einmal nur über Wasser oder seitlich. Nachdem wir auf der Rückseite der Insel der Jugend angekommen waren, ging es viel besser und ich konnte wie gewohnt den Kopf unter Wasser nehmen und das Tempo anziehen.
Ich war auch etwas verwundert, dass viele Schwimmer einen längeren Weg nahmen und nicht die direkte Strecke zwischen den Bojen und entlang der Seerosen nahmen. Ins Gehege mit anderen Schwimmern bin ich kaum gekommen, jedoch erforderte das Überholen ab und zu einen Kurswechsel, wenn zu viele Schwimmer dicht nebeneinander vor einem schwammen und dort kein Durchkommen möglich war. Dann hieß es außen vorbei und einen kleinen Umweg in Kauf nehmen.
Ich orientierte mich kurz und lag wohl eher im hinteren Drittel der Schwimmer, hier gab es alle Stile, Kraul, Brust/Kraul im Wechsel, nur Brust und sogar Rücken (solange bis man jemand über den Haufen schwimmt). Ein Schwimmer versuchte es sogar kurz laufend, da das Wasser in Ufernähe recht flach war ;-) Ich beendete das Schwimmen als 159. (von 313) und war froh meine Angstdisziplin geschafft zu haben, jetzt sollte das Rennen erst richtig für mich beginnen.
Raus aus dem Wasser und in die Wechselzone
Radfahren - oder 43er-Reisegeschwindigkeit macht einfach Laune
Der Wechsel vom Schwimmen aufs Rad klappte gut, ich ließ mir ausreichend Zeit, um Pulsgurt, langes Oberteil und Socken anzuziehen und um nichts zu vergessen. Ich konnte gleich ein hohes Tempo anschlagen und spürte die 1.500 m Schwimmen so gut wie gar nicht. Ich fand mit Maino von Eitzen vom A3K Berlin schnell einen gleichwertigen Partner, mit dem ich mich beim Windschattenfahren abwechseln konnte. In der zweite Runde schloss eine der beiden schnellen Spitzengruppen zu uns auf und wir hängten uns ran. Von nun an ging es in einer 10-15er-Gruppe mit über 40 Sachen um den Kurs. Nur nach den Kurven hieß es, sich richtig ins Zeug legen und den Anschluss nicht verlieren. Bis zur achten Runde bin ich mit dieser Gruppe mitgefahren, dann bogen einige bereits wieder in die Wechselzone ein. Auf unserer letzten neunten Runde waren wir wieder nur zu dritt und der Wechsel in der Führungsarbeit klappte sehr gut.
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Geschwindigkeit Disziplin Rad |
Die Radrunde beendete ich als 34. (von 313) mit einem Ø Geschw. von über 40 km/h. Die schnellsten 5 km waren in unter 7 Minuten durchrauscht bei einer Ø Geschw. von 43,3 km/h.
Mit Maino von Eitzen vom A3K Berlin auf der ersten Runde, der genauso langsam wie ich geschwommen war und genau mein Tempo fuhr.
| Schwimmen | Rad | Laufen |
Gerald | 0:32:24 (123) | 1:01:55 ( 33 ) | 0:44:13 ( 69 ) |
Maino | 0:32:47 (135) | 1:01:53 ( 32 ) | 0:54:16 (175) |
Mit einer der schnellen Spitzengruppe um den Kurs fliegen, Durchfahrt bei 10s und 57s, Nadin bei 1:06
Laufen - oder wie bringe ich meine Beine wieder auf Trab
Der Wechsel von Rad zum Laufen klappte perfekt, schnell die Schuhe gewechselt und schon ging es weiter. Gut dass Andreas und Micha an meinem Wechselplatz standen und mich kurz einwiesen, sonst hätte ich meinen Platz nicht so schnell gesehen. Die Rad-km machten sich nun aber ganz schön in den Beinen bemerkbar. Die ersten 3 km waren die Beine recht schwer, aber dann hatte ich meinen Rhythmus gefunden und es lief fast wie von selbst. Alex traf ich dreimal auf der Strecke, der aber ziemlich weggetreten war und noch nicht einmal auf Namen rufen reagierte ;-) Nach 10 km hätte ich auch noch weiter laufen können, die Beine waren jetzt im Flow und von mir aus hätten auch noch weitere 10 km kommen können. Das Laufen beendete ich als 86.
Im Ziel
Geschafft, ich bin überglücklich und darf mich jetzt offiziell Triathlet nennen. Ich bin heilfroh das Schwimmen überstanden zu haben, insbesondere weil ich später von verschiedenen Teilnehmern mit Neo höre, dass sie mit Problemen durch unterkühlte Muskulatur zu kämpfen hatten. Radfahren und Laufen stellten ja kein wirkliches Problem für mich dar. Aber im Nachhinein bin ich doch überrascht, dass ich auf dem Rad eine viel bessere Platzierung als beim Laufen erreicht habe, obwohl Laufen eigentlich meine starke Disziplin sein sollte. Eventuell sollte ich mal über einen Wechsel der Sportart nachdenken, nein Scherz. Laufen wird weiterhin eine wichtige Rolle spielen, aber es werden dieses Jahr noch weitere Triathlon-Starts folgen und bestimmt auch mal die Teilnahme an einem Radrennen. Der diesjährige Velothon ist jedoch zu kurzfristig.
Ich muss aber auch sagen, dass die Disziplin Rad durch die Windschattenfreigabe eine Erholung war. Es gab immer wieder Phasen, wo man sich ausruhen oder entspannt mitrollen konnte. Beim Laufen und Schwimmen muss man dagegen konstant Leistung bringen, und das normalerweise auch auf dem Rad, da Windschattenfreigabe beim Tri eine Ausnahme ist. Ich bin gespannt auf meinen ersten Triathlon mit Solo-Radfahren.
Zeiten / Platzierung
| Schwimmen | Rad | Laufen | gesamt | Starter |
Zeiten | 0:32:24 | 1:01:55 | 0:44:13 | 2:18:32 |
Platzierung Welle 1 | 123. | 33. | 69. | 64. | 191 |
Platzierung Welle 1+2 | 148. | 33. | 84. | 68. | 311 |
Weitere Debütanten am Start und auch gestandene Profis machen Fehler
Nadin
Für
Nadin war es auch ihr erster olympischer Triathlon. Sie hatte mit ähnlichen Problemen beim Schwimmen wegen der Enge des Neos wie ich beim Hechtsprung zu kämpfen, ist aber tapfer durchgeschwommen. Als Frau in dem von Männern dominierten Feld der ersten Welle musste sie auf dem Rad viel mehr im Wind stehen, da die Windschattenfreigabe nur geschleichterweise galt und man sich als Frau nicht einfach an eine Männergruppe ranhängen durfte. Aber beim Laufen ist sie unschlagbar, bei den Frauen die schnellste Zeit zu Fuß und Platz 2 in ihrer AK. Glückwunsch zum gelungenen Debüt!
Milosz
Für
Milosz war es auch sein Tri-Debüt, er startete über die Sprint-Distanz in der dritten Welle und konnte uns daher lange anfeuern bis er auf die Strecke ging. Milosz hat im Gegensatz zu mir eine konstante Leistung in allen drei Disziplinen abgeliefert und belegte am Ende Platz 72 von 292 Startern. Glückwunsch zum gelungenen Tri-Einstand und viel Erfolg bei den kommenden olympischen und Mitteldistanzen!
Jeannette
Auch für Jeannette war es ihr Tri-Debüt über die Sprint-Distanz. Leider habe ich sie auf der Strecke verpasst und konnte sie nicht anfeuern. Jeannette belegte am Ende einen dritten Platz in ihrer AK. Glückwunsch Jeannette!
Alex
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Alex & Daniel vom SCC |
Unser alter Triathlon-Profi Alex vom SCC hat wieder eine unglaubliche Schwimmleistung hingelegt und hatte die Insel der Jugend schon nach knapp 25 Minuten zweimal umrundet. Leider hat er sich mit weiteren Rennradlern seiner Gruppe bei der Anzahl der Runden vertan und ist eine zu viel gefahren. Was wäre sonst möglich gewesen? Merke: 9 x 4,3 km = 38,7 km (und nicht 40 km)